Santosha im Sonnenuntergang
- Nelia Erler

- 7. Dez.
- 3 Min. Lesezeit

– Wie ich Zufriedenheit wähle, auch wenn mich die Welt aufregt
Es gibt Tage, an denen ich die Nachrichten aus Deutschland kaum ertrage.
Politische Entscheidungen, die mir unverständlich erscheinen. Ein Gesundheitssystem, dass
stöhnt. Menschen, die sich anschreien statt miteinander zu reden. Ein Gefühl, dass alles irgendwie aus den Fugen gerät.
Und dann merke ich, wie sich in mir etwas anstaut: Wut. Frust. Enttäuschung.
Dieses laute innere Stimme wo schreit „Warum läuft alles so schief?!“
Ich liebe Deutschland. Ich bin hier zuhause. Natürlich interessiert mich, was hier passiert. Es ist mein Land, meine Geschichte, meine Menschen. Diese Verbundenheit macht mich berührbar… und manchmal macht sie mich auch wütend.
Doch genau in diesen Momenten erinnere ich mich an etwas, das das Yoga mich gelehrt hat:
Santosha – Zufriedenheit. Nicht als Zustand. Sondern als Entscheidung.
🌿 Santosha heißt nicht, dass mir alles egal ist
Viele denken, Zufriedenheit bedeute, alles schönzureden oder sich von der Welt abzuwenden.
Aber das ist nicht Santosha.
Santosha heißt:
Ich sehe, was ist.
Ich nehme wahr, was schmerzt.
Ich bleibe präsent, wach und interessiert.
Aber ich verliere mich nicht darin. Ich lasse mein Herz nicht verbrennen in ständiger Empörung. Ich lasse meinen Geist nicht dauerhaft im Sturm stehen.
Ich darf mich über Politik aufregen.
Ich darf mich sorgen.
Ich darf enttäuscht sein.
All das ist menschlich.
Santosha hilft mir nur dabei, nicht darin stecken zu bleiben.
🌅 Ein innerer Sonnenuntergang – und der Moment der Entscheidung
Oft sitze ich am Abend auf meinem Meditationskissen oder schaue tatsächlich in einen Sonnenuntergang, und dann passiert etwas:
Ich spüre wieder diesen ruhigen Punkt in mir, den Punkt, von dem die Yogaphilosophie sagt:
„Hier ist Frieden möglich. Trotz allem.“ Und dann stelle ich mir eine Frage:
👉 Wähle ich heute Aufregung? Oder wähle ich Zufriedenheit?
Beides ist verfügbar.
Beides ist erlaubt.
Aber nur eines bringt mir Ruhe.
Ich wähle also Santosha.
Nicht, weil die Welt perfekt ist.
Sondern weil ich nicht ständig im Kampfmodus leben möchte.
🌍 Ich lasse die Welt ihre Wege gehen – und tue meinen Teil
Santosha bedeutet für mich:
• Ich informiere mich – aber ich doomscrolle (verzweifeltes auf dem Handy wischen: ) )nicht.
• Ich rege mich auf – aber ich bleibe nicht im Ärger gefangen.
• Ich sehe Fehler im System – aber ich verliere nicht das Vertrauen in die Menschen.
• Ich erkenne, was nicht funktioniert – aber ich glaube trotzdem daran, dass wir es schaffen können.
Ich darf die Dinge wichtig finden.
Ich darf Positionen haben.
Ich darf kritisch sein.
Doch gleichzeitig darf ich die Welt ihrer natürlichen Bewegung überlassen. Denn das ist Leben: Wandel, Chaos, Neubeginn, Wiederaufbau. Immer wieder.
Vielleicht ist das Naivität.
Vielleicht ist es Glaube.
Für mich ist es Yoga.
✨ Santosha heißt: Inmitten von Unordnung inneren Frieden finden
Ich habe gelernt, dass ich die Politik nicht ändern kann.
Nicht das System.
Nicht die Welt.
(oder zumindest nicht sofort)
Aber ich kann etwas anderes ändern:
Wie ich auf all das reagiere.
Wie viel Raum ich dem Ärger gebe.
Wie viel Frieden ich in meinem eigenen Körper zulasse.
Und ehrlich gesagt:
Das macht mich nicht gleichgültig –
es macht mich handlungsfähiger.
Denn ein ruhiger Mensch kann klarer denken. Ein gelassener Mensch kann realer helfen.
Ein zufriedener Mensch lässt sich nicht so leicht spalten, manipulieren, erschöpfen.
💛 Meine persönliche Praxis
Wenn alles zu viel wird, dann:
• Atme ich bewusst drei tiefe Atemzüge.
• Spreche innerlich den Satz:
„Ich wähle Frieden.“
• Erinnere ich mich daran, dass Zufriedenheit nicht bedeutet, alles gut zu finden –
sondern mich selbst nicht zu verlieren.
Und plötzlich erscheint ein Stück Sonne hinter all den Wolken. Manchmal nur ein bisschen.
Aber genug.
Das ist Santosha.
Namaste eure Nelia







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