Yoga im Zeitalter der 3-Sekunden-Aufmerksamkeit
- Nelia Erler
- 31. Aug.
- 1 Min. Lesezeit

Ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich in den Strudel der „3-Sekunden-Welt“ hineingezogen werde. Social Media, Reels, endlose Feeds – Inhalte, die in Sekunden entscheiden, ob wir sie „wertvoll“ finden oder weiterschieben. Es fühlt sich an wie ein permanentes Zerren an meiner Aufmerksamkeit, als würde jemand ständig an meinem inneren Gleichgewicht ziehen.
Und doch: wenn ich über Yoga schreibe, wenn ich Menschen einlade, in die Stille und den Atem einzutauchen, dann frage ich mich – wie mache ich überhaupt aufmerksam, ohne selbst in diesen Mechanismus hineinzufallen?
Hier liegt für mich die große Spannung:
• Auf der einen Seite die Versuchung, schnelle „Hooks“ zu benutzen, um überhaupt gehört zu werden.
• Auf der anderen Seite meine Überzeugung, dass echte Heilung, Bewusstsein und Frieden niemals in 3 Sekunden passen.
Yoga erinnert mich: Aufmerksamkeit ist heilig. Sie ist die Nahrung unseres Geistes. Wenn wir sie achtlos verschenken, fühlen wir uns leer. Wenn wir sie bewusst lenken, entsteht Fülle.
Vielleicht ist das genau die Einladung: nicht den lauten, schnellen Weg zu gehen, sondern den stillen. Nicht mitzuschreien, sondern einen Raum zu öffnen. Ein Raum, in dem Menschen, die müde sind von all dem „Scrollen“, ein Stück atmen können.
Und vielleicht ist die Frage, die wir uns stellen dürfen:
Nicht „wie kriege ich deine 3 Sekunden?“,
sondern „wie kann ich dir 3 Minuten schenken, in denen du dich selbst wieder spürst?“
Das ist meine Art von Widerstand gegen eine Gesellschaft, die alles in Häppchen zerlegt. Yoga ist kein Häppchen. Yoga ist ein Weg.
Namaste Nelia
Kommentare